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Das Jahresmagazin von Innosuisse 2023

Themenbeitrag

Internationale Zusammenarbeit

Internationale Zusammenarbeit als Eckpfeiler der Innovation

«Die Geschichte der europäischen Raumfahrt ist ein wunderbares Beispiel dafür, wozu eine effektive internationale Zusammenarbeit führen kann.»

Aude Pugin

Aude Pugin war als Wirtschaftsanwältin tätig, bevor sie in das Familienunternehmen APCO Technologies einstieg, das 1992 von ihrem Vater gegründet wurde. Im Jahr 2017 übernahm sie die Leitung des Unternehmens, das in den Märkten Luft- und Raumfahrt, Kernkraft und Schiffbau tätig ist. Aude Pugin trat im Januar 2023 in den Verwaltungsrat von Innosuisse ein. Dieses Gremium ist für die Strategie von Innosuisse verantwortlich.

Die Schweiz gehört zu den innovativsten Ländern. Unsere Innovationskraft hängt stark von der internationalen Zusammenarbeit ab, wie die Erfahrung von Aude Pugin, CEO von APCO Technologies, gezeigt hat. Als Mitglied des Verwaltungsrats von Innosuisse erklärt sie uns, warum Innovation Weltoffenheit erfordert:

Inwiefern ist die internationale Zusammenarbeit für die Innovation von Schweizer Unternehmen unerlässlich?

Man kann nicht im Alleingang innovativ sein, die internationale Zusammenarbeit ist fundamental. Die Schweiz blickt auf eine lange Geschichte der Innovation zurück, die von günstigen Rahmenbedingungen, der Struktur ihrer exportorientierten Wirtschaft mit hoher Wertschöpfung, aber auch von der Verflechtung mit der europäischen Dynamik getragen wird. Wir sind ein kleines Land und unsere Weltoffenheit ist der einzige Weg, um an grossen Innovationsprojekten teilzunehmen.

Ist der Raumfahrtsektor, in dem Sie mit APCO Technologies tätig sind, ein gutes Beispiel?

Selbstverständlich. Ein Paradebeispiel für eine effektive internationale Zusammenarbeit ist die Europäische Weltraumorganisation (ESA), zu deren Gründungsmitgliedern die Schweiz gehört. 22 Staaten bündeln ihre Kompetenzen und Ressourcen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten, die im Alleingang nicht zu bewältigen wären. Die Teilnahme unseres Landes an der ESA eröffnet Chancen, die in die akademische und wirtschaftliche Welt hineinwirken. Zusammen mit führenden Unternehmen und einer dynamischen Start-up-Szene im Raumfahrtsektor, Investitionen und einem Diplom in Raumfahrttechnologie an der EPFL ernten wir die Früchte dieser Arbeit. Dies schafft ein ideales Ökosystem, um Innovationen zu fördern. Mitte 2024, wenn alle Augen auf den Jungfernflug der Ariane 6 gerichtet sind, der für die weitere Sicherung der Autonomie Europas beim Zugang zum Weltraum von entscheidender Bedeutung ist, wird Schweizer Technologie im Mittelpunkt stehen. Einerseits liefert das Schweizer Unternehmen Beyond Gravity die Nutzlastverkleidung des Trägersystems. Auf der anderen Seite entwirft und fertigt APCO in Aigle die Befestigungsvorrichtungen für die Booster-Triebwerke, die für den nötigen Schub beim Start sorgen werden, sowie die Spitze der neuen Trägerrakete.

«Die Weltoffenheit unseres Landes ist der einzige Weg, um an grossen Innovationsprojekten mit weltweiter Ausstrahlung teilzunehmen.»

Die ESA ist eine Ausnahme, da die Tendenz eher hin zu einer Schwächung der internationalen Zusammenarbeit zeigt. Was sind die langfristigen Risiken einer solchen Positionierung?

Das ist sehr problematisch. Die Schweiz wird von einem Teil der Dynamik im europäischen Bereich, der Finanzierung und des Know-how-Transfers abgeschnitten, was auch Komplikationen und zusätzliche Kosten für die Unternehmen mit sich bringt. Ich denke dabei an den Sektor der Medizintechnik, an die Industrie, die bereits jetzt oder in naher Zukunft die Folgen zu spüren bekommen. Dieses Klima der Unsicherheit und des Rückzugs auf sich selbst ist negativ für die Innovation, die stattdessen Weltoffenheit, Austausch und Vielfalt erfordert. Die Schweiz ist eines der wenigen Länder mit einer so starken bilateralen Beziehung zur Europäischen Union. Dies ist ein Vorteil, den wir ausbauen müssen, wenn wir unsere Attraktivität bewahren und unseren Wohlstand langfristig aufrechterhalten wollen.

Wie kann ein Schweizer Unternehmen am besten an internationale Innovationsprojekte herangehen?

Es ist wichtig, sein Netzwerk durch Partnerschaften und gemeinsame Projekte aufzubauen und Strukturen zu haben, die diesen Austausch zwischen Unternehmen, mit der akademischen Welt und mit Investoren ermöglichen. Bei APCO Technologies haben wir gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit innovativen Start-ups gemacht. Sie bringen Kreativität und eine neue Art, Probleme anzugehen, mit sich. Auf der einen Seite motiviert dieses frische Blut die Teams eines etablierten Unternehmens, sich neuen Herausforderungen zu stellen, auf der anderen Seite profitieren Start-ups von unserer Erfahrung, um sich zu strukturieren. Es ist wichtig, komplementäre Fähigkeiten miteinander zu kombinieren.

«Innosuisse trägt zur Schaffung eines dynamischen Ökosystems bei, das es allen Interessengruppen in der Schweiz und auf internationaler Ebene ermöglicht, effizient zusammenzuarbeiten.»

Welche Unterstützung bietet Innosuisse bei der Schaffung eines innovationsfreundlichen Umfelds?

Innosuisse spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Brücken zwischen der wirtschaftlichen und der akademischen Welt schlägt, die den Technologietransfer sowie Anwendungen ermöglichen, um aus Forschungsfortschritten Produkte und Dienstleistungen zu schaffen. Auf der Ebene der internationalen Zusammenarbeit hat Innosuisse seine Programme ausgebaut und die Möglichkeiten für internationale Kooperationen sowohl mit spezifischen Ländern wie Grossbritannien, Südkorea oder Deutschland als auch im Rahmen von Netzwerken wie Eureka und Eurostars verstärkt. Innosuisse trägt damit zur Schaffung eines Ökosystems bei, das es den verschiedenen Interessengruppen – kleinen und mittleren Unternehmen, Start-ups, multinationalen Konzernen, aber auch Investoren und Forschungsinstituten – ermöglicht, in der Schweiz und auf internationaler Ebene effizient zusammenzuarbeiten.