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Das Jahresmagazin von Innosuisse 2023

Neue Dimensionen der Innovationsförderung

Innosuisse ist im Jahr 2023 in neue Dimensionen der Innovationsförderung vorgestossen. Das Inkrafttreten der Teilrevision des Bundesgesetzes über die Förderung der Forschung und der Innovation (FIFG) per 1. Januar 2023 ermöglichte die Einführung des neuen Förderinstruments Start-up Innovationsprojekte und ebnete den Weg zur Ausrichtung direkter Projektbeiträge an Unternehmen, die sich an bilateralen internationalen Innovationsprojekten beteiligen. Beides kommt einem eigentlichen Paradigmenwechsel in der Innovationsförderung von Innosuisse gleich und stellt zusätzliche Anforderungen an ihre Projektevaluation und Projektbegleitung.

Direkte Firmenförderung und internationale Zusammenarbeit

Das Beste aus beiden Welten

Innovation hält wettbewerbsfähig

Innovation ist ein Erfolgsrezept für die Schweiz. Dafür gibt es keine Zauberformel. Die Faktoren sind bekannt: Unsere weltweit renommierten Hochschulen, Stabilität, die duale Ausbildung und eine starke unternehmerische Tradition mit KMU und Unternehmen, die ebenso innovativ wie leistungsstark sind. Die im Jahr 2022 fortdauernden Zeiten des Umbruchs sind innovationsfördernd, denn in einer sich verändernden Welt kann man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Es ist unerlässlich, den neuen Erwartungen und Bedürfnissen der Gesellschaft und einer sich wandelnden Wirtschaft gerecht zu werden.

Innovation hält Unternehmen und insbesondere KMU wettbewerbsfähig, besonders wenn sie international tätig sind. Investitionen in Innovationen sind jedoch kostspielig und mit Risiken verbunden. Es ist wichtig, dass Unternehmen nicht aufgrund von Risiken, die sie allein nicht tragen können, auf besonders vielversprechende Projekte verzichten. Im Jahr 2022 förderte Innosuisse daher Innovationen von traditionellen KMU, von weltweit führenden «Hidden Champions» oder von Start-ups, indem sie für einen Teil dieser Risiken aufkam. Dank dieses Förderansatzes konnte Innosuisse eine positive Innovationsdynamik erzielen.

Neue Anforderungen an die Förderagentur

Insbesondere die Prüfung der finanziellen Tragbarkeit und Nachhaltigkeit eines geförderten Projekts stellt ganz andere Anforderungen als dies bei Innovationsprojekten der Fall ist, bei denen Förderbeiträge ausschliesslich an beitragsberechtigte Forschungseinrichtungen ausgerichtet werden. Innosuisse stellte deshalb innert kürzester Frist eine professionelle, finanzielle Due-Diligence-Prüfung auf die Beine, um die verantwortungsvolle Vergabe öffentlicher Fördergelder auch unter veränderten Rahmenbedingungen weiterhin zu sichern. Selbstverständlich kann auch das sorgfältigste Vorgehen nicht gewährleisten, dass die unterstützten Projekte alle zum Erfolg und damit zu einem wirtschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Mehrwert führen. Die Innovationstätigkeit ist per Definition mit Risiken versehen und die Unterstützung durch Innosuisse soll gerade dazu beitragen, dass mit einem überdurchschnittlichen Innovationspotenzial verbundene Projekte trotz der ihnen anhaftenden Risiken in Angriff genommen werden. Auch wenn der Erfolg deshalb nicht garantiert werden kann, so kann eine hohen Qualitätsstandards entsprechende Prüfung und Begleitung doch sicherstellen, dass Unternehmen in den Genuss der Förderung kommen, die sich nicht nur als innovationskompetent, sondern auch als vertrauenswürdig und verantwortungsbewusst erweisen.

2022 im Zeichen des Wandels

Das Jahr stand im Zeichen der Mehrjahresplanung 2025–2028, in der wir uns das Ziel gesetzt haben, unsere Fördertätigkeiten strategisch weiterzuentwickeln und über die Förderung von Schweizer Innovationen unseren Beitrag zu künftigen technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen zu leisten. Das Team von Innosuisse hat die Änderungen zur Umsetzung der Teilrevision des Bundesgesetzes über die Förderung der Forschung und Innovation (FIFG) vorbereitet. Dazu gehören die Flexibilisierung der Beiträge für Schweizer Innovationsprojekte, die überarbeiteten Förderregeln für internationale Innovationsprojekte oder die neuen Start-up Innovationsprojekte. Diese Änderungen traten Anfang 2023 in Kraft, während eine Bestimmung des FIFG als dringende Reaktion auf die Nicht-Assoziierung der Schweiz mit Horizon Europe vorzeitig in Kraft gesetzt wurde. Somit konnte Innosuisse bereits im April 2022 den Swiss Accelerator lancieren. Unser Übergangsprogramm stellt einen echten Paradigmenwechsel für Innosuisse dar. Zum ersten Mal können wir KMU und Start-ups direkte finanzielle Unterstützung für hochinnovative Projekte zusprechen. Mit 752 Gesuchen war das Interesse überwältigend.

Allzeithoch bei den Förderzusprachen

Im Jahr 2023 erfuhren die Förderzusprachen von Innosuisse mit 492 Millionen Franken gegenüber dem Jahr 2022 eine Verdoppelung und erreichten damit ein Allzeithoch. Verantwortlich für dieses ausserordentliche Ergebnis sind auf der einen Seite die üblicherweise alle zwei Jahre stattfindenden Ausschreibungen der Flagship-Initiative sowie der Innovation Booster. In beiden Fällen konnten 2023 je acht Vorhaben bewilligt werden. Die acht Flagship-Projekte zum Thema «Disruptive Lösungen für die Transition zu einer Netto-Null-Welt» werden mit einem gesamten Förderbetrag von etwas mehr als 35 Millionen Franken (exkl. Overhead von 5.3 Millionen Franken) gefördert. Die Projekte siedeln sich insbesondere in den Bereichen Energiespeicherung, Kreislaufwirtschaft sowie nachhaltiges Bauen und Sanieren an. Die acht neuen Innovation Boosters decken ein breites Spektrum an Innovationsthemen ab – von künstlicher Intelligenz über Mode bis hin zu Landwirtschaft und Altern. Ganz besonders zur hohen Fördersumme beigetragen hat andererseits der Swiss Accelerator. Innosuisse hat diese für sie gänzlich neue Übergangsmassnahme 2022 im Auftrag des Bundes innert kürzester Zeit konzipiert und lanciert und in der ersten Jahreshälfte 2023 die ersten 53 Projekte mit einer Fördersumme von 112 Millionen Franken bewilligt. Innosuisse leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Milderung der Nachteile, die Schweizer Unternehmen – im konkreten Fall KMUs und Start-ups – durch den Ausschluss aus dem EU-Forschungsprogramm Horizon Europe gewärtigen müssen.

Innosuisse hat 2023 mit der erfolgreichen Umsetzung des Swiss Accelerator und der Start-up Innovationsprojekte ihre Flexibilität und Gestaltungskraft unter Beweis stellen können. Der damit verbundene Zusatzaufwand hat ihre Leistungsgrenzen und namentlich diejenigen ihres Milizsystems ernsthaft herausgefordert. Dem grossen Einsatz aller involvierten Personen und Gremien ist es zu verdanken, dass sowohl die neuen als auch die etablierten Instrumente fristgerecht und in hoher Qualität abgewickelt werden konnten.

Bei Innovationsprojekten und anderen Fördermassnahmen gut unterwegs

Die Innovationsprojekte stehen weiterhin im Mittelpunkt der Förderung von Innosuisse. Die Nachfrage bei den Schweizer Innovationsprojekten war 2022 gross: Innosuisse erhielt 896 Fördergesuche. Das 2021 gestartete Impulsprogramm «Innovationskraft Schweiz» trat in das zweite Jahr. Im Vergleich zu den 376 Impulsanträgen 2021 wurden 2022 395 Gesuche für derartige Innovationsprojekte mit einem Gesuchsvolumen von 186.5 Millionen Franken eingereicht. Diese Gesuche für Impulsprojekte machen somit anzahlmässig 44 Prozent und betragsmässig 48 Prozent aller Gesuche für Schweizer Innovationsprojekte aus.

Auch in den anderen Förderbereichen verzeichnete Innosuisse eine hohe Nachfrage. Im Vergleich zu 2021 war das Start-up Coaching zwar rückläufig. Allerdings dürfte der Rückgang einer Normalisierung gleichkommen, nachdem die Nachfrage in den Vorjahren aufgrund eines Nachholbedarfs sehr hoch war. Die Internationalisierungscamps für Start-ups erlebten ihrerseits eine starke und erfreuliche Nachfrage. Im internationalen Bereich und unabhängig vom Drittlandstatus der Schweiz haben die im Rahmen der Partnerschaften von Horizon Europe eingereichten Projekte ebenfalls an Bedeutung gewonnen, insbesondere im Bereich «Key Digital Technologies».

Wachstum bei den internationalen Innovationsprojekten und dem Start-up Coaching

Besonders erfreulich entwickelte sich dank der neuen Förderbedingungen auch die internationale Zusammenarbeit und dabei insbesondere die bilaterale internationale Zusammenarbeit. Beispielsweise ergab die erstmalige, gemeinsame Ausschreibung zwischen Innosuisse und ihrer Partnerorganisation Innovate UK aus dem Vereinigten Königreich die unerwartet hohe Anzahl von über 100 gemeinsamen Projektgesuchen. Die beiden Partnerorganisationen konnten schliesslich 28 bilaterale Projekte mit einem Förderbetrag von je über 9 Millionen Franken finanzieren.

Besonders dynamisch zeigte sich 2023 auch der Start-up-Bereich. Das Coaching-Angebot stiess nach eher stagnierenden Jahren auf eine überdurchschnittlich grosse Nachfrage und verzeichnete mit 519 Gesuchen einen bisher nie dagewesenen Höchststand. Ende Jahr befanden sich insgesamt 598 Start-ups bei Innosuisse in einem Coaching, was nicht zuletzt auch aufzeigt, dass die Schweizer Start-up-Szene trotz des letzthin schwieriger gewordenen Umfelds weiterhin lebendig und vielversprechend ist, auf eine kontinuierliche Unterstützung jedoch angewiesen bleibt. Gestützt auf ein neues Konzept hat Innosuisse 2023 auch eine WTO-Ausschreibung durchgeführt, in deren Rahmen geeignete neue Leistungserbringer für die von ihr finanzierten Trainingsmodule für Unternehmertum verpflichtet werden sollen. Jungen Menschen, namentlich Studierenden an den Schweizer Hochschulen, soll auch in den kommenden Jahren ein attraktives Ausbildungsprogramm geboten werden, das ihnen die Welt des Unternehmertums erschliesst, diesen Weg als eine ernstzunehmende Alternative aufzeigt und dazu erste Gehhilfen bietet.

Beitrag zu einer Netto-Null-Welt

Ende 2022 konnte Innosuisse dank zusätzlicher Mittel aus dem Topf für Übergangsmassnahmen für Horizon Europe eine Ausschreibung im Rahmen der Flagship Initiative lancieren. Mit dieser Ausschreibung sollen disruptive Lösungen für die Transition zu einer Netto-Null-Welt durch systemische und transdisziplinäre Innovation unterstützt werden.

Innosuisse baut Vernetzung national und international aus

In der institutionellen Zusammenarbeit nahm diejenige mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) erneut einen wichtigen Platz ein. Einerseits wurden Arbeiten in Gang gesetzt, um das gemeinsame Programm BRIDGE im Hinblick auf die Beitragsperiode 2025-2028 weiter zu optimieren, anderseits wurde gestützt auf bisher gemachte Erfahrungen eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der Frage befassen soll, wie die beiden Organisationen im Rahmen der Nationalen Forschungsprogramme (NFP) künftig noch enger zusammenarbeiten könnten, um deren Umsetzungspotenzial optimal ausschöpfen zu können. Auf internationaler Ebene durfte der Zuschlag der Eureka-Präsidentschaft 2025/2026 an die Schweiz als Erfolg verbucht werden. Zudem galt es, die bereits am 1. Januar 2024 beginnende Taftie-Präsidentschaft sorgfältig vorzubereiten. Die beiden Vorsitze werden Innosuisse Gelegenheit bieten, sich, die schweizerische Innovationsförderung und die Innovationskraft der Schweiz im besten Licht zu präsentieren und die internationale Vernetzung weiter zu stärken.

Kooperationen vertieft

Innosuisse arbeitete nicht nur eng mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zusammen, sondern vertiefte auch weiter die Zusammenarbeit mit den Akteuren der regionalen Innovationssysteme (RIS) und baute die bilateralen Partnerschaften insbesondere mit Südkorea und Kanada aus.

Innosuisse förderte 2022 Forschung und Entwicklung tatkräftig in allen Sektoren, damit viele Schweizer Unternehmen weiterhin auf Innovation setzen. Denn wir sind davon überzeugt, dass es im Interesse unseres Landes ist, wenn Unternehmen mit ihren innovativen Lösungen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und damit gleichzeitig einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen von heute und morgen auf globaler Ebene leisten können.

Blick in die Zukunft

2023 dürfte in verschiedener Hinsicht als ausserordentliches Geschäftsjahr in die Annalen der Innosuisse eingehen. Einerseits dürfte die erzielte Zusprachehöhe selbst dann, wenn die Assoziierung an Horizon Europe auch 2024 nicht gelingen und weitere Übergangsmassnahmen beschlossen werden sollten, ungeachtet der vorhandenen Nachfrage und des ausgewiesenen Bedarfs, nicht so rasch übertroffen werden können. Darauf deuten leider auch die auf Bundesebene in den nächsten Jahren zu erwartenden Sparanstrengungen hin. Anderseits dürften aber die im Jahr 2023 eingeführten Neuerungen in der Innovationsprojektförderung endgültig eine neue Tür zu einer zeitgemässeren, international konkurrenzfähigen, schweizerischen Innovationsförderung aufgestossen haben. Innosuisse stellt sich der damit verbundenen Verantwortung mit Überzeugung und Tatkraft.